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Ev. Pfarrkirche St. Marien - Güstrow

  • Öffnungszeiten:

    Juni bis September: Sonntag und Feiertage 13 - 15 Uhr

    Montag bis Sonnabend 10 - 17 Uhr

  • Ort:
    Güstrow
  • PLZ:
    18276
  • Kontakt:
    03843-682077

Die Pfarrkirche wurde 1308 erstmals erwähnt. Für 1340 sind eine erste Orgel sowie 20 (Neben-)Altäre überliefert.

Durch seine Lage an den Straßen von der Mark Brandenburg nach Rostock sowie von Lübeck nach Pommern erfreute sich das 1228 mit dem Stadtrecht versehene Güstrow vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert einer guten wirtschaftlichen Lage. Von 1556 bis 1695 war die Stadt Sitz der Herzoglinie Mecklenburg-Güstrow, zudem gab es bereits seit 1226 ein fürstliches Kollegiatstift. Die Voraussetzungen für den Bau einer weiteren herausragenden Kirche neben dem Dom waren also gegeben. Die Pfarrkirche wurde 1308 erstmals erwähnt. Für 1340 sind eine erste Orgel – das Geschenk eines wohlhabenden Bürgers – sowie 20 (Neben-)Altäre überliefert; 1357 stiftete die Bartholomäus- und 1368 die Katharinenbruderschaft einen Altar für jeweils eine Kapelle. Nach einem Brand wurde die Kirche 1508 nach fünfjähriger Bauzeit wieder eingeweiht, es gab u. a. 18 Altäre und drei Glocken.Obwohl im Zuge der Reformation 1552 alle Nebenaltäre und Andachtsbilder entfernt wurden, zählt die Ausstattung der Güstrower Pfarrkirche noch heute zu den reichsten der binnenländischen Mecklenburger Stadtkirchen. Die prachtvolle Renaissance-Kanzel aus Sandstein mit zahlreichen Einzelfiguren stammt aus dem Jahr 1583, das Ratsherrengestühl von 1599. Ebenfalls augenfällig ist das Triumphkreuz von 1516 mit Figuren von Christus, Johannes und Maria sowie Adam und Eva. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts stand es oberhalb des Altars, dann meinte man, es beeinträchtige den Blick auf die drei großen, neuen Buntglasfenster im Chor, welche die Gemeinde gespendet hatte. Das Kreuz erhielt deshalb zusammen mit Maria und Johannes einen Platz an der Seite, die Figuren Adam und Eva wurden an das Schweriner Museum abgetreten.1908 kehrten zunächst das Kruzifix und die Figuren von Maria und Johannes an ihren alten Platz zwischen den Säulen am Anfang des Altarraums zurück, 1928 folgten auf Initiative des in Güstrow ansässigen Ernst Barlach auch die Figuren von Adam und Eva.Die Orgel der Güstrower Pfarrkirche zählt zu den bedeutendsten in Mecklenburg. Ein erstes nachmittelalterliches Instrument einer Schweriner Werkstatt wurde 1608 eingebaut. Man ersetzte es 1764 / 65 durch eine Orgel aus der bekannten Rostocker Werkstatt von Paul Schmidt, die 1846/47 überholt und 1926 repariert und umgebaut wurde. 1917 hatten die Zinnpfeifen des Prospekts zu Kriegszwecken abgegeben werden müssen, sie wurden 1926 durch Zinkpfeifen ersetzt. 1931 erfolgte schließlich der Einbau eines neuen Instruments der Firma Sauer / Frankfurt O. unter Beibehaltung des historischen Prospekts von 1764. Sie wurde 1983 / 85 durch den »Mecklenburger Orgelbau Wolfgang Nußbücker« umgebaut, 2010 / 11 grundlegend saniert und auf den Stand von 1931 zurückgesetzt.Vom historischen Geläut der Güstrower Pfarrkirche ist nur noch eine im Jahr 1425 gegossene Glocke erhalten. Die anderen Instrumente wurden 1942 für Kriegszwecke eingeschmolzen und 1951 durch drei Stahlgussglocken ersetzt.Das wertvollste Stück der Güstrower Pfarrkirche ist zweifellos der spätgotische Altar von 1522, eine Stiftung der Güstrower Katharinenbruderschaft. Er ist eines der größten und prächtigsten Bildschnitzwerke aus der Brüsseler Werkstatt des damals international bekannten und tätigen Jan Borman und zählt zu den kostbarsten Altären im norddeutschen Raum. Als Wandelaltar bietet er in geöffnetem Zustand eine gewaltige Retabelwand mit 13 sehr anschaulichen Darstel- lungen der Passion Christi. Darunter befindet sich die Predella mit der Darstellung von Christus und den zwölf Aposteln. In der ersten Wandlung werden auf der linken Seite Szenen aus dem Leben Marias dargestellt. Auf der rechten Seite wird das Martyrium der Katharina von Alexandrien gezeigt. In der zweiten Wandlung sind die Apostel Petrus und Paulus zu sehen. Sämtliche Schnitzereien wurden in Eichenholz geschaffen. Der Altar ist eines der wenigen Beispiele niederländischer Holzschnitzkunst, das den Namen des ausführenden Künstlers trägt. In der Kreuz- tragungsszene sieht man auf dem Schwert des rechten Kriegsknechtes die Buchstaben »JAN BORMAN«.Ein weiterer großer Name wird mit den Altarbildern in Verbindung gebracht: Hinter den Seitenflügeln befinden sich sechs große Bildtafeln, die lange Zeit unumstritten dem berühmten Brüsseler Bernaert van Orley zugeschrieben wurden. Ob er wirklich selbst der Maler war, ob die Bilder einem seiner Schüler oder doch einem unbekannten Meister zugeschrieben werden müssen, steht jedoch mittlerweile infrage. Während des Zweiten Weltkrieges war der Altar in einem Güstrower Gymnasium eingelagert. 1946 zeigten sich bei der Wiederaufstellung deutliche Schäden. Sein Zustand und Erscheinungsbild waren 1992 trotz einer Überarbeitung 1951 Anlass für den Beginn umfangreicher Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen. Diese wurden an der Predella begonnen und konnten nach zehn Jahren am Mittelschrein zu einem ersten Abschluss gebracht werden. An den beiden geöffneten Flügeln, dem Kamm und der Predella werden die Arbeiten bis voraussichtlich 2015 weitergeführt.

Ansicht: von Nordwest
M.Poley,St.Nikolai,Wismar