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Ev. Kirche - Lichtenhagen Dorf

  • Öffnungszeiten:

    Von Juni bis August donnerstags 14:00 – 17:00 Uhr

  • Ort:
    Lichtenhagen Dorf
  • PLZ:
    18107
  • Kontakt:
    0381/7698581

Das zwischen Rostock und Doberan gelegene Dorf Lichtenhagen ist eine Gründung deutscher Siedler, die 1264 erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Das zwischen Rostock und Doberan gelegene Dorf Lichtenhagen ist eine Gründung deutscher Siedler, die 1264 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Zu diesem Zeitpunkt muss es einen Vorgängerbau der heutigen Kirche gegeben haben, denn neueste dendrochronologische  Untersuchungen haben ergeben, dass das Holz für 36 im Dachstuhl des Langhauses verarbeitete Bauteile bereits zwischen 1216 und 1236 geschlagen wurde. Die übrigen Teile des Dachstuhls lassen auf seine Errichtung 1373 schließen. Da der Chor nachweislich 1388 unter Dach gebracht wurde und somit ungewöhnlicherweise jünger als das Schiff ist, lässt sich folgender Bauablauf rekonstruieren: Die deutschen Siedler errichteten in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Holzkirche, die gut 130 Jahre später abgerissen wurde und deren Material teilweise für den Dachstuhl des vor allem aus Feldstein errichteten Neubaus Wiederverwendung fand. Als das Schiff stand, fügte man anstelle der früheren Holzkirche den heutigen Chor an.

Aus der Vorgängerkirche könnten auch noch das wuchtige Taufbecken aus Granit und eine Holzskulptur stammen, die den heiligen Olaf darstellt. Becken und Skulptur sind skandinavischen Ursprungs und wurden im 13. Jahrhundert geschaffen; die Plastik ist auf die Jahre um 1250 zu datieren. Während des Zweiten Weltkriegs war sie ausgelagert und kam kopflos zurück.

Aus der Bauzeit der heutigen Kirche stammt eine Pietá, eine Darstellung Marias mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus auf den Knien. Sie wird der Doberaner Schule zugerechnet und auf 1360 datiert. Wie die Skulptur des Olafs ist auch die Pietá nach der Auslagerung im Zweiten Weltkrieg beschädigt zurückgekehrt. Der gleichen Schule und Zeit entstammen zwei Apostelfiguren am Kanzelaufgang, die bis etwa 1717 einen gotischen Altar und bis 1890 seinen barocken Nachfolger schmückten.

Etwas jünger sind eine Anna Selbdritt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und das Triumphkreuz, das den Jahren um 1500 zugerechnet wird. Vom Ende des 15. / Anfang des 16. Jahrhunderts stammen Maria und Johannes als Begleitfiguren einer einstigen Kreuzigungsgruppe sowie ein kreuztragender Christus.

Die Dorfkirche wurde wie viele andere im 19. Jahrhundert einer neugotischen Restaurierung unterzogen. Geleitet wurden die Arbeiten durch den damals stark gefragten Baumeister Gotthilf Ludwig Möckel, dem auch die Sanierung des Doberaner Münsters oblag. 

In Lichtenhagen veranlasste er in den 1890er- Jahren  u. a.  die  Vereinheitlichung  der Fenster, und die bis dahin barocke Innenausstattung wich einer neugotischen Gestaltung. Diese wurde erst mit der Sanierung Ende der 1960er-Jahre zurückgenommen, sodass seitdem die Raumwirkung des ursprünglichen Baus aus der Spätgotik wieder zur Geltung kommt.

Im Gewölbe und im Triumphbogen sind biblische Szenen zu sehen, die teils aus der Entstehungszeit der Kirche, teils von 1893 stammen. Die originalen mittelalterlichen Motive waren am Ende der Möckel-Sanierung in atemberaubender Geschwindigkeit – man spricht von zwei bis drei Tagen – durch zwei Wismarer Maler  »restauriert«,  wenn  nicht  eher »stark überarbeitet« worden. An einigen Stellen sieht man dank der dabei an den Tag gelegten Eile noch ursprüngliche Reste.

Von den um 1900 vier erhaltenen Glocken kehrte nur die 1479 in der Rostocker Gießerwerkstatt Andreas Ribe gefertigte nach dem Zweiten Weltkrieg vom Hamburger Glockenfriedhof zurück. Die Orgel der Lichtenhäger Kirche wurde 1976 in der Dresdener Werkstatt Jemlich gebaut.

Ansicht: von Südost
M.Poley,St.Nikolai,Wismar