Dom - Schwerin
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Öffnungszeiten:
Vom 1. November bis 30. April
Mo - Sa 11 – 14 Uhr
So 12 – 14 Uhr
Öffentliche Führungen:
1.Oktober bis 31. Mai:
Dienstag: 11.00 Uhr
Sonnabend: 11.00 Uhr
Vom 1. Mai bis 31. Oktober
Mo - Sa 10 – 17 Uhr
So 12 – 17 Uhr
Öffentliche Führungen:
1.Juni bis 30.September:
Montag: 15.00 Uhr (im Anschluss an 20 Minuten Orgelmusik um 14.30 Uhr)
Donnerstag: 14.00 Uhr
Dienstag, Sonnabend: 11.00 Uhr
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Ort:Schwerin
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PLZ:19055
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Kontakt:0385-565014
Bereits wenige Jahre nach Vollendung des romanischen Doms 1248 / 49 wurde der Bau einer neuen, noch beeindruckenderen Bischofskirche beschlossen.
Bereits wenige Jahre nach Vollendung des romanischen Doms 1248 / 49 wurde der Bau einer neuen, noch beeindruckenderen Bischofskirche beschlossen. Anlass für dieses kostspielige Unterfangen waren wohl die in der Macht konkurrierenden, finanzstarken Hansestädte mit ihren gewaltigen neuen Kirchbauten und die Entwicklung Schwerins zum bedeutendsten Pilgerort im Nordosten.
Graf Heinrich von Schwerin hatte von einem Kreuzzug bereits 1222 einen in Jaspis eingeschlossenen Blutstropfen Jesu als Reliquie mitgebracht, die Scharen von Wallfahrern anzog. Schnell erwies sich die romanische Kirche als zu klein. Da mit den Pilgern auch Geld in die bischöfliche Kasse kam, konnte sowohl gegenüber dem Lübecker Bischof als auch den Hansestädten ein prunkvolles Zeichen gesetzt werden. Mit dem Schweriner Dom – als Bischofsitz die einzige Kathedrale Mecklenburgs – entstand eines der größten Backsteingebäude Norddeutschlands: Er ist 105 m lang, 40 m breit und hat ein 26,5 m hohes Gewölbe; hinzu kommt der Kreuzgang.
Von ähnlichen Bauten seiner Zeit unterscheidet er sich durch das Querhaus, außerdem erwies sich die Dachform des Umgangschors als Trend gebend. Der 117,5 m hohe Turm kam allerdings erst 1893 hinzu; bis dahin musste man sich mit dem vergleichsweise kleinen Turm der romanischen Vorgängerkirche zufrieden geben.
Nach Beendigung des Baus gab es kaum noch Veränderungen. Erst mit dem über Jahrzehnte geplanten, von Bürgern geforderten und durch Spenden mitfinanzierten Turmneubau Ende des 19. Jahrhunderts erhielt nicht nur der Dom, sondern ganz Schwerin ein neues markantes Wahrzeichen. Ab den 1960er-Jahren wurden dann verstärkt Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen zum Erhalt des Domes durchgeführt. Als Denkmal mit herausgehobenem Stellenwert und als größte Stadtkirche von Schwerin, bis 2012 Sitz des Mecklenburgischen Landesbischofs und seit 2013 Sitz des Landesbischofs der Nordkirche, wurde sehr bewusst in die Bausubstanz und künstlerische Gestaltung dieses Sakralbaues investiert. Die Arbeiten wurden nach der Wende fortgesetzt.
Der Bedeutung als Bischofskirche gemäß war der Schweriner Dom bis zur Reformation mit unter anderem 42 Nebenaltären, der Heilig-Blut-Kapelle, einem großen Triumphkreuz über einem großen kunstvollen Lettner und Grabplatten reich ausgestattet. Das wenigste davon hat die Zeiten überdauert; die Einführung des evangelischen Gottesdienstes und zeitgenössische Neuausstattungen vor allem des 19. Jahrhunderts haben die Pracht verschwinden lassen.
So musste der Lettner, die Trennung zwischen Chor und Kirchenschiff und damit zwischen Priester- und Laienbereich, 1585 weiterem Gestühl für die Gottesdienstbesucher weichen. Er hatte dem Sängerchor Raum gegeben, war mit Schnitzereien und Gemälden sowie mit einer Uhr geschmückt. Über ihm befand sich eine Triumphkreuzgruppe, die jedoch ebenfalls nicht erhalten ist. Die heute im Dom befindliche Triumphkreuzgruppe gehörte einst zur Wismarer St.-Marien- Kirche. Das über 7 m hohe Werk entstand um 1420 und war um 1749 und 1895 im jeweiligen Zeitgeschmack erneuert worden. Nach dem Abriss der im Krieg schwer zerstörten Marienkirche 1960 kam es 1976 in den Schweriner Dom und wurde in mehreren Abschnitten nach mittelalterlichen Befunden restauriert und ergänzt.
Vor dem Lettner hatte sich in der vorreformatorischen Ausstattung der 1494 vom Schweriner Bischof Conrad Loste gespendete Hauptaltar befunden, der heute nur wenig entfernt von seinem einstigen Platz steht. Das Mittelrelief wurde bereits um 1420 / 30 aus Sandstein gefertigt, während die Standfiguren an seinen Seiten sowie die Seitenflügel aus Eiche sind und vom Ende des 15. Jahrhunderts stammen. Die Tafelmalerei auf den Flügelrückseiten ist kaum noch erhalten. Der Altar wurde 1866 an die damalige Altertümersammlung gegeben und kehrte 1949 nach einer Restaurierung als Geschenk der Landesregierung zur 700-Jahr-Feier des Doms zurück.
Als Altaraufsatz hatte zwischenzeitlich ein neugotischer Altar gedient, der im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Heilig-Blut-Kapelle zur Großherzoglichen Grablege 1842 entstanden war. Das Altargemälde wurde vom Hofmaler Gaston Lenthe geschaffen und zeigt die Kreuzigungsszene. Der Altar steht heute im Chor, und ihm gegenüber befindet sich ein Kruzifix mit einer an seinem Fuß zusammengesunkenen Maria Magdalena. Es entstand 1854 in der Werkstatt des bedeutenden spätklassizistischen Bildhauers Ernst Rietschel, der auch das Goethe- und Schiller-Denkmal in Weimar schuf. Bis zu ihrer Entwidmung um 1980 gehörte es zur Kirche Wolde bei Stavenhagen.
Von der ersten nachreformatorischen Kanzel aus dem Jahr 1570 ist lediglich eine Widmungstafel erhalten. Im Rahmen der Restaurierung Ende der 1860er-Jahre kam eine zeitgenössische Kanzel in den Dom, deren einstiger hoher, filigran geschnitzter Schalldeckel in den 1950er-Jahren bearbeitet und stark vereinfacht wurde.
In die neugotische Ausstattung des Doms fügt sich auch die Orgel ein, die 1871 nach dreijähriger Bauzeit eingeweiht werden konnte. Das Instrument wurde in Weißenfels geschaffen, den Prospekt entwarf der Architekt der Schweriner Paulskirche, Theodor Krüger, und auch die Empore wurde neu gebaut. Dank einer Restaurierung zwischen 1982 und 1988 zählt die Orgel mit ihrem weitgehend erhaltenen Originalzustand heute zu den bedeutendsten Werken des deutschen Orgelbaus des späten 19. Jahrhunderts.
Die Zahl der Vorgängerorgeln im Schweriner Dom ist nicht genau bekannt, da es über die mittelalterlichen Instrumente keine Dokumente gibt. Erst für 1560 ist eine große Orgel eines Ant- werpener Orgelbauers belegt, die 230 Jahre genutzt wurde. Ihrer Nachfolgerin war kein so langes Leben beschieden; sie war bereits knapp 60 Jahre nach ihrer Indienstnahme in keinem guten Zu- stand mehr, sodass es 1871 zur Neuanschaffung der bis heute erhaltenen Orgel kam.
Ist von der mittelalterlichen Ausstattung neben dem Loste-Altar und der Tauffünte aus dem späten 14. Jahrhundert nichts mehr vorhanden, so gestattet der Dom doch an einigen wenigen Stellen noch einen Blick auf Wandmalereien dieser Epoche. In der nordöstlichen Querhauskapelle sind Reste der originalen Malerei aus der Zeit um 1330 erhalten, die nach ihrer Entdeckung 1866 wieder übermalt worden waren und erst 1960 wieder freigelegt und erstmals restauriert wurden;
2004 folgte eine weitere Restaurierung. Bei den ursprünglichen Darstellungen handelt es sich um Lilienmotive, die später mit Weinranken, den Symbolen der vier Evangelisten und mit alttestamentlichen Szenen übermalt wurden.
In der 1842 zur Grablege umgestalteten Heilig-Blut-Kapelle waren bereits wenige Jahre zuvor Gemälde von Fürsten des 12. bis 15. Jahrhunderts entdeckt und restauriert worden. Im Zuge der Umgestaltung wurden sie jedoch mit dem Putz abgeschlagen. Erhalten sind lediglich zuvor angefertigte Kopien. Weitere im 19. Jahrhundert restaurierte Wandmalereien finden sich an Chorpfeilern und im Kapitelhaus. Die aktuelle Ausmalung des Doms, deren helle Farbgebung in einem deutlichen Kontrast zum Backsteinrot der unverputzten Außenwände steht, wurde von 1980 bis 1988 vorgenommen und ist eine Rekonstruktion der spätgotischen Ausmalung. Einen Eindruck des Dominneren aus der Zeit nach der Rekonstruktion Ende der 1860er-Jahre geben die drei mittleren Chorumgangskapellen.